Jan Timmermann
· 13.06.2024
Für 2025 legt Rockshox fast alle Gabeln und Dämpfer von Trail über Enduro bis Freeride neu auf. Dass das eine Nachricht von großer Tragweite ist, dürfte jedem klar sein, der einmal einen Blick in die Bike-Shops geworfen oder einen Bikepark besucht hat. Im Steuerrohr unzähliger Mountainbikes stecken die Rockshox-Federgabeln Pike, Lyrik und ZEB. Auch am Heck abfahrtsstarker Bikes dominieren die Dämpfer der Amerikaner mit den Namen SuperDeluxe und Vivid Coil inzwischen den Markt. An Rockshox kommt kaum ein Biker vorbei. Jetzt stellt die Fahrwerks-Marke des Komponenten-Riesen Sram seine neuen Produkte fürs Modelljahr 2025 vor. So kurz vor der Eurobike ist klar: Von diesen Federgabeln und Dämpfern werden wir in nächster Zeit eine Menge zu Gesicht bekommen. Dazu präsentiert Rockshox einige Neuerungen in der Trailhead App, mit denen Fahrwerks-Einstellungen zum Kinderspiel werden sollen. Hier gibt’s alle Infos zu den 2025er-Neuheiten von Rockshox.
Erklärtes Ziel der Überarbeitung von Pike, Lyrik und ZEB war es mehr Kontrolle im Gelände zu bieten, Reibung zu bekämpfen und das allgemeine Fahrerlebnis mit Rockshox Federgabeln zu verbessern. Dazu haben sich die Fahrwerks-Ingenieure die Charger 3 Dämpfungseinheit vorgeknöpft und nach intensiver Entwicklungsarbeit optimiert. Das Ergebnis: Die Rockshox Charger 3.1 Dämpfung für Pike, Lyrik und ZEB. Bikes mit diesen Federgabeln sind in der Regel für anspruchsvolle Trails ausgelegt und können bergab mit hohen Geschwindigkeiten bewegt werden. Für mehr Fahrkontrolle in ebensolchen Situationen sollen Gabeln mit Charger 3.1 mehr Druckstufendämpfung zulassen ohne dass sich ein unsensibles Gefühl einstellt, das die Hände frühzeitig ermüden lässt.
Bereits die Rockshox Charger 3 Dämpfung rühmte sich mit einem sehr konsistenten, geräuschlosen Verhalten dank “Internal-Floating-Piston” (IFP) Design. Dabei nimmt eine Stahlfeder auf der Kolbengegenseite positiven Einfluss aufs Ansprechverhalten und die gleichmäßige Arbeit der Gabel. Eine Besonderheit der Charger 3 Technologie ist die absolute Unabhängigkeit von Highspeed- zu Lowspeed-Druckstufe. Anders als bei vielen anderen Federgabeln nimmt die Verstellung der einzelnen Druckstufen-Bereiche hier keinen Einfluss auf andere Einstellungen. Schon bei den Federgabeln der 2024er-Generation war das Setup via einer Ausgangsposition auf der Mittelstellung bekannt. Das gerasterte Drehrad übernimmt Rockshox ins Modelljahr 2025 und verspricht durch die Wahl zwischen mehr oder weniger Dämpfung ein Optimum aus Komfort, Traktion und Kontrolle. Die Druckstufen-Einstellung soll besonders gut und präzise individualisierbar sein.
In ausgiebigen Tests und durch das Feedback der Teamfahrer will Rockshox die Charger 3 Dämpfung nun optimiert haben. Dazu wurde die Dämpfung im Gesamtsystem reduziert sowie die Einstellungsbandbreite bei Highspeed- (HSC) und Lowspeed-Druckstufe (LSC) vergrößert. Im LSC-Kreislauf wurde der Fluss des Öls angepasst, das nun in der “Open”-Position um ganze 68 Prozent leichter strömen soll. Stöße und Vibrationen mit niedriger Frequenz würden durch die in diesem Bereich reduzierte Druckstufendämpfung besser abgedämpft, verspricht Rockshox, und im Ergebnis einen höheren Komfort auf dem Trail. Andererseits baten die Teamfahrer des MTB-Worldcups um eine Erhöhung der HSC-Dämpfung für mehr Gegenhalt auf schnellen Kursen. Um die Dämpfung bei geschlossenem HSC-Regler zu erhöhen wurde deshalb die entsprechende Shim-Stack-Pyramide vergrößert.
Auch die anderen Bauteile der Dämpfungseinheit ließ Rockshox beim Wechsel von Charger 3 zu Charger 3.1 nicht unangetastet. So fällt die IFP-Stahlfeder mit internem Schwimmkolben für mehr Kontrolle nun steifer aus. Ein optimiertes Design der Mid Valve Check Spring soll für eine insgesamt noch geringere Druckstufe und mehr Traktion sorgen. Zudem führt Rockshox neue Shim-Tune-Kits ein, mit denen sich die Druckstufe in zwei und die Zugstufe in drei Schritten individualisieren lässt. Insgesamt lässt Rockshox Charger 3.1 ein im Vergleich zum Vorgänger deutlich größeres Einstellungsspektrum zu. Gerändelte Einstellknöpfe mit eindeutigen Markierungen sollen die Einstellungen der Gabel vereinfachen.
Bereits während der Entwicklungsphase der neusten Rockshox Boxxer arbeiteten die Amerikaner an einer Verbesserung ihrer Testprotokolle und Fertigungsverfahren. Diese Erkenntnisse fließen nun auch die Produktion von Pike, Lyrik und ZEB mit ein. So sollen höhere Qualitätsstandards die Performance der 2025er Produkte bereits während des Herstellungsprozesses garantieren. Rockshox spricht von einer Optimierung im Bereich der Toleranzen und gibt damit durch die Blume einen Hinweis auf das bisherige Problem der Serienstreuung. Die neuen Federgabeln sollen jedem Kunden “out of the box” höchste Leistung bringen. Einen entscheidenden Anteil daran soll ein komplett neues Gleitlager-Paket für die Baureihen Pike, Lyrik und ZEB haben. Neue Spezifikationen bei den Lagern und beim Ausfräsen der Tauchrohreinheiten versprechen eine nun minimierte Reibung in den Federgabeln.
Speziell bei der Pike hat sich Rockshox auch die Luftfederkurve nochmals vorgenommen. Eine von innen hohlgefräste Top-Cap in der Negativfeder soll deren Luftvolumen nun maximieren. Gerade zu Beginn des Federwegs verspricht das ein besseres Ansprechverhalten und mehr Traktion bei feinen Schlägen. Viele Biker dürften bereits neidisch auf die roten ZEB-Gabeln der Enduro-Athleten von Rockshox geschaut haben. Jetzt hat das Warten endlich ein Ende und Rockshox bringt die ZEB Ultimate in der Farbe “Electric Red” in Serie.
Wie gehabt, wird es die neuen Rockshox Federgabeln in jeweils vier unterschiedlichen Güteklassen geben. Dabei reicht die Einteilung von den Topmodellen der Ultimate-Reihe über Select+ und Select bis zu den günstigsten Modellen ohne Namenszusatz. Letztere sowie die Select+-Variante werden Endkunden nicht zum Einzelkauf angeboten, sondern bleiben den Bike-Herstellern vorbehalten. Alle Gabeln setzen unabhängig vom Preisschild auf die bewährte DebonAir+ Luftfeder. Die günstigsten Federgabeln kommen mit der einfachen Rush RC Dämpfungseinheit und die Select-Modelle mit der Charger RC Einheit in der Basis-Ausführung. Erst ab der Select+-Güteklasse gibt’s die neue Charger 3.1 RC2 Dämpfung. In der Ultimate-Version sollen zusätzlich die Rockshox ButterCups zusätzliche 20 Prozent der Trail-Vibrationen absorbieren. Alle Gabeln und Ausführungen sind sowohl für 27,5 als auch 29 Zoll große Vorderräder verfügbar. Wir haben bereits alle neuen Rockshox Gabeln in der Redaktion vorliegen und zeigen deren Details in einzelnen Fotogalerien.
Wie bereits bei den vorangegangenen Updates von Rockshox, lässt sich auch die Charger 3.1 Dämpfungseinheit in älteren Gabeln nachrüsten. Gabeln der Serien Pike C1+ (ab 2023), Lyrik D1+ (ab2023) und ZEB A1+ (ab 2021) sollen sich mit der neuen Dämpfung aktualisieren lassen. Inklusive ButterCups kostet das Nachrüst-Teil 386 Euro. Eine andere Möglichkeit wäre einen bestehenden Charger 3 Dämpfer auf die 3.1-Version umzubauen. Das Upgrade-Kit inklusive neuer IFP-Feder, Tuning-Shims und Charger 3.1 High Flow Piston Tool kostet 80 Euro. Um Druck- und Zugstufe individuell fein zu tunen bietet Rockshox das Shim-Tune-Kit für 32 Euro an. Genauere Informationen zur Kompatibilität und Nutzen gibt Rockshox auf der Homepage.
Auch an den Dämpfern hat RockShox für 2025 noch Optimierungspotenzial gefunden. So wurden beim Super Deluxe Luftdämpfer mit Ausgleichsbehälter sowohl die Highspeed- als auch die Lowspeed-Druckstufendämpfung überarbeitet. Ähnlich den Updates bei den Federgabeln wurde auch beim Super Deluxe der Ölfluss im LSC-Kreislauf angepasst. Das in fünf Stufen verstellbare System soll nun ohne Kompromisse beim Grip Einstellungen von "sehr sanft" bis "viel Support" zulassen. Die Shim-Funktion wurde mittels eines leichteren Zugstufen-Kontrollplättchens und einem neuen High-Flow-Kolben optimiert. In der Praxis soll diese Kombination zu einem leichteren Übergang zwischen den Dämpfungskreisläufen führen und ein Hängenbleiben des Hinterrads in der Dämpfung verhindern. Insgesamt verspricht RockShox für den Super Deluxe 2025 einen größeren Einstellbereich und einen besseren Support bei der Linientreue des Bikes.
Die sogenannte Touchdown-Technologie und einen einstellbaren hydraulischen Bottom Out stellte Rockshox bereits mit der neuesten Luft-Variante des Vivid Dämpfers vor. Hinter ersterer Technologie verbirgt sich ein positionsabhängiges Dämpfungssystem, das zu Anfang des Federwegs eine hohe Sensibilität und in der Mitte sowie zum Ende des Hubs eine maximale Kontrolle verspricht. Die Federungsphasen sollen dabei nahtlos ineinander übergehen. In den ersten zehn Prozent des Federwegs wird die Druckstufendämpfung des Hauptkolbens umgangen, um Vibrationen feinfühliger abzudämpfen. Auf den darauf folgenden 70 Prozent des Hubs verspricht Rockshox eine besonders stabile und kontrollierte Druckstufendämpfung.
Auf die ganz harten Schläge in den letzten 20 Prozent des Federwegs lässt sich der neue Vivid Coil dank des Hydraulic Bottom Outs feintunen. Wie viel Dämpfung die Druckstufe in diesem Grenzbereich bietet lässt sich über einen fünfstelligen Regler einstellen. So lässt sich ein breiter Zugstufenbereich und die optimale Einstellung für die jeweilige Hinterbau-Kinematik realisieren. Kommt es dennoch zu einem Durchschlag soll ein neuer Puffer diesen weicher ausfallen lassen und dafür sorgen, dass kein wertvoller Federweg verschenkt wird. Die Dimensionen der Durchschlagpuffer sind auf die verschiedenen Dämpferhübe abgestimmt.
Auch bei den Federbeinen zieht Rockshox die Unterteilung in vier Güteklassen von Ultimate über Select+ und Select bis zu einem Modell ohne Namenszusatz durch. Anders als bei den Federgabeln sind bei den MTB-Dämpfern jedoch nur die Topmodelle zum Nachrüsten käuflich. Alle Rockshox Super Deluxe Dämpfer 2025 kommen mit DebonAir+ Luftfeder, je nach Güteklasse aber mit unterschiedlichen Dämpfungseinheiten. Gleiches gilt für den neuen Rockshox Vivid Coil. Der neue hydraulische Bottom Out ist unabhängig vom Preisschild mit an Bord. Mit dem Vivid Coil DH haben die Fahrwerks-Spezialisten außerdem einen Stahlfederdämpfer explizit für den Downhill-Einsatz im Programm. Dieser kommt ohne zuschaltbaren Threshold.
Für Dämpfer der Serien Super Deluxe C1 (ab 2023) und Deluxe C1+ (ab 2023) bietet Rockshox eine neue DebonAir Linear XL Luftkammer an. Dessen größeres Luftvolumen in der Positivkammer soll zu einem sanfteren Ansprechverhalten zu Beginn des Federwegs führen. Die Option ergänzt die bereits bekannten linearen und progressiven Luftkammern und kostet 111 Euro. Bestehende Dämpfer der Reihen Super Deluxe, Super Deluxe Coil, Vivid und Vivid Coil lassen sich mit dem RC2T Reservoir Upgrade für 245 Euro ins neue Zeitalter überführen. Mit dem separat erhältlichen und ebenfalls rückwärtskompatiblen High Flow Piston Upgrade für 43 Euro lassen sich Rockshox Super Deluxe Dämpfer feintunen.
Wie gehabt lässt sich der Rockshox Vivid Coil Stahlfederdämpfer über unterschiedlich harte Federn feintunen. Die Federhärten decken den Bereich von 350 bis 900 pounds (lb) ab und sind für 44 Euro entweder in Schwarz oder “Electric Red” erhältlich.
Gleichzeitig mit der Vorstellung der neuen Fahrwerks-Generation 2025 launcht Rockshox ein Update für die bestehende Trailhead-Software. Die neuen Federgabeln und Dämpfer bieten eine Vielzahl an Einstellungsoptionen. Damit diese nicht zur Herausforderung werden, soll die kostenlose Rockshox Trailhead App dabei unterstützen, das Bestmögliche aus dem MTB-Fahrwerk herauszuholen. Sie soll einen schnellen Weg zum passenden Grund-Setup finden und von dort aus allerlei Möglichkeiten bieten, tiefer in die Materie einzudringen. Von den Jahrgängen 2018 bis 2025 sind Empfehlungen und Infos für alle Produkte von Rockshox hinterlegt.
Die bei Rockshox Trailhead neu eingeführten “Support”- und “Kit”-Seiten sollen App-Nutzern eine verbesserte Übersicht über Service- und Upgrade-Möglichkeiten bieten. Die Datenbasis und Algorithmen der App wurden erweitert, um die Software für Rockshox-Fahrer zur zentralen Anlaufstelle in Sachen Fahrwerks-Infos zu machen. So können in einem persönlichen Profil beispielsweise Lieblings-Einstellungen für später festgehalten werden. Die Rockshox Trailhead App ist sowohl Web-basiert, als auch für Android und iOS erhältlich.